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resonanz
Hartmut Rosa: Resonanz – Sehnsucht nach Widerhall
„Wir leben in einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen das Gefühl haben, einer stummen, gleichgültigen Welt gegenüber zu stehen“, sagt der Soziologe Hartmut Rosa.
Hartmut Rosa entwickelt in „Resonanz“ das Konzept der Weltbeziehung als zentrale Dimension menschlichen Lebens. Er beschreibt, dass moderne Gesellschaften stark von Beschleunigung und Effizienzdenken geprägt sind, was zu Entfremdung führt: Menschen spüren, dass sie immer mehr tun, schneller arbeiten und konsumieren, aber dabei weniger echte Erfüllung und Verbindung erfahren.
Resonanz versteht Rosa als eine Form von lebendiger Beziehung zur Welt. Resonante Erfahrungen entstehen, wenn Menschen sich von etwas berühren lassen – sei es durch Kunst, Musik, Natur, Begegnungen oder Arbeit – und in einen Dialog treten, der sie transformiert. Resonanz bedeutet nicht Kontrolle oder Verfügbarkeit, sondern ein wechselseitiges Sich-Öffnen: Die Welt „antwortet“ uns, und wir antworten der Welt.
Wichtig ist, dass Resonanz nicht permanent verfügbar ist. Sie lässt sich nicht erzwingen oder herstellen, sondern nur ermöglichen. Deshalb spricht Rosa von „Resonanzachsen“: Beziehungen zu anderen Menschen, zur Natur, zu Dingen, zu Institutionen und zur eigenen Innenwelt, die Resonanzmomente eröffnen können.
Demgegenüber steht das „stille“ oder „kalte“ Verhältnis zur Welt: Wenn wir alles nur funktional nutzen, optimieren oder konsumieren, verlieren wir die Resonanz und damit Lebendigkeit. Ein Leben ohne Resonanz führt nach Rosa zu Leere, Burnout oder Depression, selbst wenn es äußerlich erfolgreich wirkt.
Das Buch plädiert deshalb für eine grundlegende Veränderung gesellschaftlicher Strukturen und persönlicher Haltungen: statt auf Kontrolle, Steigerung und Beschleunigung sollten wir auf Beziehungsfähigkeit, Achtsamkeit und Resonanzräume setzen. Nur so können wir eine lebenswerte, demokratische und nachhaltige Welt gestalten.
Resonanz ist damit für Rosa nicht bloß ein Gefühl, sondern eine existenzielle Kategorie: Sie entscheidet darüber, ob wir die Welt als sinnhaft und lebendig erfahren – oder als leer und fremd.



